Sieben Schlüssel für die traumasensible Körperarbeit

Verena Hetzmannseder Farn

Blog Artikel von Verena Hetzmannseder

Die sieben Schlüssel in der Praxis jeglicher Gebärde

Die sieben Schlüssel für traumasensible Körperarbeit sind: Langsamkeit, phänomenologisches Beobachten, Atmung wahrnehmen, positive Empfindungen fokussieren, Wärme fokussieren, Orientierung im Raum sowie Strömen und Gegenströme wahrnehmen.

1. Langsamkeit

Versuche die Qualität der Bewegung so langsam wie möglich strömen zu lassen.
Die Hände strömen vom Herzen nach außen. Versuche wahrzunehmen, dass beide Arme vom Herzen durchstrahlt sind und diese Strahlen wie nach außen strömen und dabei die Hände mitnehmen. Beobachte die Geschwindigkeit. Du kannst auch gerne etwas damit bewusst spielen. Mal etwas schneller, mal langsamer, die Unterschiedlichkeit spüren.

Mach die Gebärde auf deine Art mit den Armen. Spüre im Körper bewusst, wie sich die Oberarme, Unterarme, Schultern, Hände und Finger dabei anspüren.

Gut, dann setz dich nieder und lasse die Langsamkeit nachklingen und spüre auch da deinen Körper nach. Wie es dir im Herzen geht, wie es dich berührt. Wie der Atem reagiert. Ohne zu werten, einfach wahrnehmen. Das ist ganz wichtig!

2. Phänomenologisches Beobachten

Lasse dich wieder ganz von der Gebärde durchströmen und jetzt, beobachte ganz bewusst mit den Augen, wie die Hände und Arme in die Gebärde strömen. In der Gebärde ankommen und wieder zum Herzen zurückfließen.

Wie ein Zuschauer, der sich ganz dieser Bewegung hingibt. Schaue dir dabei zu. Schaue deinen Händen zu. Atme. Schaue dir zu, wie du die Gebärde gerne auch mal kleiner machst. Größer. Oder was auch immer die Gebärde an Raum dir anbietet.

Gut, dann setz dich nieder, lasse die Beobachtung nachklingen und spüre auch da deinem Körper nach. Wie es dir im Herzen geht, wie es dich berührt. Wie der Atem reagiert. Ohne zu werten, einfach wahrnehmen. Das ist ganz wichtig!

Verena Hetzmannseder BeWEGtes Coaching Naturanschauung

3. Wahrnehmen der Atmung

Jetzt liegt der Fokus nur auf der Atmung. Lasse dich ganz von der Gebärde durchströmen und nehme deine Atmung dabei wahr.

Verändert sich die Atmung? Wie ist die Atmung in der Bewegung der rechten Seite? Wie ist sie in der Bewegung auf der linken Seite? Wie ist sie in der Gebärde? Wie ist sie im stillen Stand? Da ist ganz viel zu erforschen drinnen.

Jetzt, praktiziere für dich die Gebärde nur in den Armen oder in den Beinen und achte auf die Atmung. Ganz bewusst.

Gut, dann setz dich nieder und lasse die Wahrnehmung deines Atems, deines Odems nachklingen und spüre auch da deinem Körper nach. Wie es dir im Herzen geht, wie es dich berührt. Wie der Atem reagiert. Ohne zu werten, einfach wahrnehmen. Das ist ganz wichtig!

4. Fokus auf positive, angenehme Empfindungen im Körper

Jetzt liegt der Fokus nur auf dem Spüren von angenehmen und positiven Empfindungen in deinem Körper. Während du die Gebärde praktizierst, kannst du verschiedene Aspekte genauer erforschen:

Wo sind positive Empfindungen? Und welche Empfindungen sind denn positiv für dich?
Ist es irgendwo warm? Kribbelig? Belebt? Schnell? Langsam? Kühl? Kalt? Eng? Weit?

Du kannst auch erforschen:

Welche angenehmen Empfindungen spüre ich in meinen Handflächen? Armen? Schultern?
Welche angenehmen Empfindungen spüre ich in meinen Füßen? Beinen? Unterleib?

Praktiziere für dich ein paar Mal die Gebärde und achte ganz bewusst auf die Empfindungen.

Gut, dann setz dich nieder und lasse die positiven Empfindungen nachklingen und spüre auch da deinem Körper nach. Wie es dir im Herzen geht, wie es dich berührt. Wie der Atem reagiert. Ohne zu werten, einfach wahrnehmen. Das ist ganz wichtig!

Verena Hetzmannseder  Strauss 1

5. Fokus auf die Wärme

Jetzt, gehe im Spüren einen Schritt weiter. Wolle jetzt nur Wärme aufspüren. Wie ein Detektiv, der im Körper unterwegs ist und so richtig nach Wärme den Körper absucht!

Praktiziere die Gebärde und konzentriere dich darauf, Wärme an Körperstellen aufzuspüren. Bemerke auch, wie du Wärme wahrnimmst.

Gut, dann setz dich nieder und lasse die Wärme nachklingen. Spüre deinem Körper nach. Wie es dir im Herzen geht, wie es dich berührt. Wie der Atem reagiert. Ohne zu werten, einfach wahrnehmen.

6. Orientierung im Raum

Für die traumasensible Körperarbeit ist die Ausrichtung im Raum sehr wichtig und dass du darin dich selbst orientierst. Das heißt nun, dass du VOR der Gebärde, also noch im stillen Stehen, so ganz bei dir, dich im Raum wahrnimmst. Sei mit deiner Aufmerksamkeit nun im Raum.

Wie stehst du zur Wand hinter dir? Wie stehst du zur Raummitte? Du kannst dich auch gerne ganz bewusst mit dem Kopf etwas nach rechts und nach links drehen und dir das so richtig anschauen. Versuche es immer mehr wahrzunehmen ohne hinzuschauen. Das gibt dem Nervensystem wieder den Impuls aus dem Freezing zu kommen, in die Bewegung durch die Orientierung. Weil Orientierung Sicherheit gibt.

Gut und nun, im Bewusstsein, wie du in der aufrechten Achse und mit den Schultern und der Hüfte in den waagrechten Achsen im Raum stehst, praktiziere die Gebärde.

Nimm dabei wahr, wie sich die Achsen der Arme oder der Beine im Raum nun verändern. Damit meine ich: Wie der Arm im Raum nun strömt. Oder das Bein. Nimm es einfach wahr. Damit stellst du einen Bezug von dir zur Umwelt dar. Auf sichere Art und Weise erlebst du dich im Raum.

Dann setz dich nieder und lasse die Orientierung im Raum nachklingen. Erinnere dich daran und spüre deinen Körper. Wie regiert dein Atem? Dein Herz?

Verena Hetzmannseder BeWEGtes Coaching Botschaften aus Mutter Natur

7. Strömen, Strom und Gegenstrom

Unser siebter Schlüssel beschäftigt sich mit dem Wahrnehmen des Strömens. Das Strömen kannst du mit dem Körper empfinden und es braucht zuerst eine gewisse Vorstellungsgabe, dass es Ströme und Gegenströme gibt. Das feinsinnige Üben bringt dich behutsam an die Wahrnehmung heran. Wichtig ist auch, dass es in einem sehr entspannten inneren Zustand am ehesten gelingt. Der starke Wille, es wahrnehmen zu wollen, steht dabei im Weg.

Die Wahrnehmung entsteht durch Hingabe und Gelassenheit. Mit Hingabe praktizieren, ohne einer Erwartung. Und gleichzeitig mit Gelassenheit praktizieren, und auch das Nicht-Wahrnehmen zulassen.

Also, die Idee ist, dass aus der Verbindung mit deinem Wesen, mit deinem Herzen, ein Strömen entsteht, das die Arme und/ oder die Beine in die Gebärde bewegt. Du wirst von deinem Ich durchströmt und durch den Strom, dem du dich hingibst, bewegt. Jeder Strom erzeugt einen Gegenstrom, der ganz natürlich einsetzt…. in etwa auf halber Höhe des Weges. Das ist nur in etwa!
Schau mal für dich, wie du dich da herantasten kannst.

Aus dem Herzen durchströmt es die Arme und/ oder die Beine, und dieser Strom bewegt. Versuche das Strömen wahrzunehmen.

Setze dich nieder und lasse den Strom und den Gegenstrom nachklingen. Spüre im Körper nach und wie es dir im Herzen geht. Bemerke, ob und wie es dich berührt und auch, wie der Atem reagiert. Wieder ohne zu werten, einfach wahrnehmen. Das ist ganz wichtig!

Verena Hetzmannseder Strauss 2

Verena Hetzmannseder ist Referentin der Traumkonferenz 2023.

Verena Hetzmannseder
Die sieben wichtigen Schlüssel
einer aufmerksamkeitsbasierten
Bewegungsarbeit

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Trauma-Konferenz

Verena Hetzmannseder

2 Kommentare

Sehr schöne Beschreibung und Reihefolge! Da ist unter 6. 'Orientierung im Raum' einen Satz den ich nicht verstehe. 'Du kannst dich auch gerne ganz bewußt mit den Kopf etwa nach rechts und nach links drehen und dir das so richtig anschauen. Versuche es immer mehr wahr zu nehmen ohne hinzuschauen. Fett und Schräg verstehe ich nicht so. Was genau muss ich anschauen? Mehr 'empfinden'? Und dann ohne hinschauen... Vielen dank, Babs Kruisdijk 

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@Babs Kruisdijk Liebe Babs!

Ich danke dir sehr für deine wertvolle Rückmeldung und Frage.

Mit "anschauen" meine ich tatsächlich das ganz aktive und bewusste An-schauen. Was genau an-schauen? Die Objekte und Dinge rund um dich im Raum, wie z.Bsp: den Tisch, den Stuhl, die Bücher, die Türe, die Pflanze, das Buch..... also Gegenstände, die rund um dich im Raum sind.

Dabei denkst du dir auch ganz bewusst z.Bsp: "Ich stehe 2 Schritte schräg vor dem Tisch. Links neben mir ist der Kasten, etwa 5 Schritte entfernt......." So machst du dir aktiv bewusst, wie du im Raum zu diesen Gegenständen stehst. Dafür kannst du gerne den Kopf drehen und auch schauen, mit den Augen, also sehen, was vor/ hinter/seitlich/neben dir ist. 

Das Nervensystem orientiert sich dabei und geht wieder mehr in die Sicherheit. Der Parasympathikus wird wieder aktiver. Das heißt also, dass du zuerst bewusst mit offenen Augen rund um dich schaust und danach durch das geistige Schauen bzw. Imaginieren dich im Raum wahrnimmst. 

Ich hoffe ich konnte deine Fragen gut und leicht verständlich beantwortet! Sonst, bitte frag gerne nochmals nach!

Ich wünsche dir viel Freude und Gelingen beim Üben!

Liebe Grüße, Verena  

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